Biologische Landwirtschaft

Da der überwiegende Teil der Dorfbevölkerung direkt von der Landwirtschaft lebt, stellt die Hilfe in diesem Bereich ein grosses Anliegen von „together“ dar. Die Menschen verfügen zum Teil selber über Grundbesitz oder pachten Land von Grossgrundbesitzern. Es handelt sich hierbei fast ausschliesslich um Kleinbauern, die als Selbstversorger leben.

Überschüsse werden auf dem Markt verkauft und aus dem Erlös ebenfalls Lebensmittel oder Gegenstände für den täglichen Gebrauch erworben. Die Bauern sind bei Anbau und Ernte direkt von der Natur abhängig, da grössere Bewässerungsprojekte fehlen. In einer Gegend, die immer wieder von langen Dürreperioden heimgesucht wird, stellt dies teilweise wirklich existenzbedrohende, wenn nicht gar lebensbedrohliche Umstände dar.

Durch den Kauf von Saatgut und die Pacht von Land geraten immer mehr Menschen in eine hoffungslose Schuldenfalle, mit stetig anwachsenden Wucherzinsen und einer daraus resultierenden Schuldknechtschaft. Dazu kommen immer mehr Patente auf Saatgut und dazu erforderliche, sehr spezielle Chemikalien und der Einsatz von Pestiziden oder Kunstdüngern, welche die Schuldenspirale weiter antreiben. Die Hoffnungslosigkeit dieser „Saat des Todes“ spiegelt sich in enorm ansteigenden Selbstmordraten der Bauern wieder.

Landschaft während der Trockenzeit  
Steiniger, ausgetrockneter Boden  
Besuch bei den Bauern im Dorf  

Da die meisten Bauern zudem Analphabeten sind, sieht „together“ vor allem die Ausbildung als wichtiges Ziel an. Deshalb wurden zunächst 5 sehr verlässliche und integere Persönlichkeiten ausgewählt und zur Ausbildung nach Khargon zur „Maikal – Bio-Re“ geschickt, der indischen Partnerorganisation von COOP Schweiz, die sich dem fairen Handel von rein biologischer Baumwolle und deren Produkte verschrieben hat. Diese 5 Personen geben das Wissen nun kontinuierlich an die Bauern in den Dörfern weiter.

Der Einladung zur ersten Infoveranstaltung in der Dattigaon-Mission sind über 150 Bauern gefolgt. Das Interesse war riesig und auch der Enthusiasmus und das Engagement der einfachen Farmer einfach beeindruckend. Die Bauern lernen bei diesem Programm vor allem, wie sei durch das umwelt- und ressourcenschonende Arbeiten mit verfeinerten, einfachen Bewässerungssystemen, dem Einsatz von biologischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und natürlichem Saatgut wieder faire Preise für ihre Produkte erhalten können. Daneben gibt "together" den Bauern wie bereits beschrieben Hilfestellung durch den Bau von Brunnen und der Abgabe von Bewässerungspumpen, Getreidemühlen und Saatgut.

   
Beim Trainingscenter von COOP – Bio Re Unsere Studenten
Beim Training auf dem Feld  
Weitergabe des Wissens in Dattigaon an 150 Bauern  
Herstellen von biologischem Dünger und biologischen Pflanzenschutzmitteln
Ausbringen auf die Felder  
Anlegen von biologischen Komposthaufen  
Grüne Landschaft während der Regenzeit  

Zusätzlich wurde im Jahr 2008 als neues und bisher grösstes Projekt von Together mit dem Bau eines Landwirtschaftlichen Trainingscenters in Dattigaon begonnen, wo jedes Jahr mehrere tausend Bauern in biologischen Anbaumethoden unterrichtet werden können und das über einen eigenen Maschinenpark verfügt. Dazu wurde eine Landwirtschafts-Genossenschaft namens PRAGATI (http://www.pragatisansthan.com/) gegründet, die eine Verbesserung der Lebensumstände für die Kleinbauern zum Ziel hat und ihnen eine Stimme gibt, um ihre Interessen besser Vertreten zu können. Dies vor allem auch durch die Gründung unzähliger Selbsthilfe-Gruppen, denen auch viele Frauen-Gruppen angehören.

Im Dezember 2010 konnte das Trainingscenter erfolgreich fertig gestellt und seiner Bestimmung übergeben werden. Da über 90% der Landbevölkerung direkt von der Landwirtschaft leben, ist dies ein enorm hilfreiches Projekt für die Adivasi-Bauern. Das Center wird die ersten 2 Jahre noch finanziell von Together unterstützt, bis dann sollte es durch die dort abgehaltenen Kurse und Schulungen selbsttragend sein.

 
Grundsteinlegung 2008 Fr.Edward und Christoph vor dem Rohbau
Eröffnung Dezember 2010  
Erste Schulung  

Baumschule

Als weitere wichtige Hilfe, nicht nur für die Landwirtschaft sondern zum allgemeinen Natur- und Umweltschutz, soll hier auch unsere 2006 gegründete Baumschule erwähnt werden. Für diese wurde ein eigens abgezäuntes Areal in der Mission in Dattigaon geschaffen, wo lokal heimische Baumsetzlinge aufgezogen werden. Vor allem werden Früchtbäume wie Mango oder „Tschiku“, aber auch der bekannte Neem-Baum, ein sehr robustes und an trockenes Klima gewöhntes Gewächs mit vielen Heilwirkungen, herangezogen. Die Bäume werden ab einer gewissen Grösse für einen geringen Unkostenbeitrag an die Dorfgemeinschaften abgegeben. Die Bäume sind ein sehr willkommenes Geschenk, da sie doch den Speisezettel oder gar die Haushaltskasse bei einem allfälligen Verkauf der Früchte etwas aufbessern. Vor allem aber wird auch wieder ein Bewusstsein für den schonenden Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen gegeben. Dies ist besonders wichtig in dieser Gegend, wo durch übermässigen Holzschlag die Erde noch mehr austrocknet und durch Erosion weggespült wird bei den kräftigen Monsunregen. Auch sind die Bäume willkommene Schattenspender und ihre Wurzeln halten das Wasser im Boden zurück.

Guido und Rita bei der neu eröffneten Baumschule  
Abgabe der ersten Setzlinge an Frauen im Dorf  

Food for Work

Als wichtige Direkthilfe unterstützte „together“ die Menschen im Jahr 2006 erstmals mit dem „Food for Work“-Programm. Da es im Jahr zuvor kaum geregnet hatte und die Ernte dadurch noch dürftiger ausfiel als sonst, wurde die Situation in der Zeit vor dem Monsun wirklich prekär. Vor allem für die älteren Dorfbewohner und die anderen, die keine Arbeit in den Städten finden konnten oder sonstwie im Dorf bleiben mussten. Um die Zurückgebliebenen nun vor einer drohenden Hungersnot zu bewahren, boten wir ihnen an, jeweils einen Tag auf den Feldern der Mission zu arbeiten und am Abend direkt den Lohn in Naturalien wie Weizen, Reis oder Mais beziehen zu können. Dies verhinderte, dass der Lohn allenfalls in Alkohol umgesetzt werden konnte, was leider immer wieder vorkommt. Durch die zuvor erledigte Arbeit konnten die Menschen aber, ohne ihre Würde zu verlieren, indem sie für Essen betteln mussten, ihren gerechten Lohn entgegennehmen.

Auch wenn dies angesichts der riesigen Anzahl von Einwohnern und dem unglaublichen Mangel an allen lebensnotwendigen Nahrungsmitteln auch nur als kleine Hilfestellung betrachtet werden kann, konnte doch vielen, zumindest in der Nähe der Mission lebenden Menschen, geholfen werden. Auch wollen wir nie die Einzelschicksale aus den Augen verlieren und somit die Menschen, die durch diese Aktion überlebt haben.

Arbeit auf den Feldern der Mission   
Abgabe des Natural-Lohnes am Abend  

Brunnenbau

Da wie bereits erwähnt die Wasserknappheit eines der grössten Probleme in dieser Gegend darstellt, war der Bau von Grundwasserbrunnen erste Priorität. Mit Hilfe diverser Sponsoren konnte schon im Jahr 2004 mit dem Bau der ersten Brunnen begonnen werden.

Dazu wird zuerst ein einheimischer Wassersucher bestellt, der die günstigste Stelle ausfindig macht.

     
Der Wassersucher bei der Arbeit mit Hilfe der 4 Elemente

Für den Bau eines Handpumpen-Brunnens wird dann eine Bohrfirma beauftragt, die mittels einer grossen Bohrmaschine ein Loch mit ca. 20cm Durchmesser und durch dieses eine Pipeline in die Erde bringt. Wenn man dann auf Wasser stösst, kann die Pumpe montiert und der Brunnen fertig gestellt werden. Diese Brunnen sind meist 70 bis 100 Meter tief und eigenen sich vor allem zur Entnahme von Wasser zum Kochen und Waschen. Das Wasser aus dieser Tiefe ist von guter Qualität und kann auch bedenkenlos getrunken werden.

Bohrmaschine für die Brunnen Bohrmaschine bei der Arbeit 1. Brunnen mit Wasser Beim Anschreiben

Die offenen Brunnen dienen in Kombination mit einer Dieselpumpe vor allem zur Bewässerung der Felder. Diese Brunnen haben meist einen Durchmesser von 7 bis 8 Metern und sind bis zu 12 Meter tief. Für den Bau dieser Brunnen werden jeweils ca. 20 Arbeiter aus dem jeweiligen Dorf angestellt. Sie erhalten dafür den dort üblichen Tageslohn von 60 Rupien, umgerechnet etwa 1.80 CHF. Der grösste Anteil der Arbeiter besteht aus Frauen, die den Schutt und die grossen Steine auf dem Kopf aus dem Schacht tragen. Wenn der Boden zu felsig ist, müssen manchmal Sprengladungen angebracht werden, ansonsten wurde die ganze Arbeit von Hand und ohne jegliche Maschinen erledigt, was jedoch den Dorfbewohnern entgegen kommt, da sie dann Arbeit und somit ein Einkommen haben.

Arbeit an einem offnen Brunnen Auf Wasser gestossen…

Für den Bau der Brunnen ist die Trockenzeit von März bis Mitte Juni am besten geeignet. Wenn zu dieser Zeit Wasser gefunden wird, behalten die Brunnen dieses in der Regel das ganze Jahr. Vorausgesetzt natürlich, dass in der nachfolgenden Regenzeit wieder genug Regen fällt. Mittlerweisle konnten an die 30 Brunnen fertig gestellt werden. Auch konnten mehrer Dieselpumpen für die bereits fertig gestellten Brunnen abgegeben werden und das Ergebnis dieser nun erfolgreichen Bewässerung liess sich wirklich sehen:

Erster fertiger offener Brunnen in Mukumpura Brunnen in Fathepura mit Dieselpumpe
   
 Pipeline  Erfolgreich bewässertes Feld in Fathepura

Auch unter die Rubrik Wasserprojekte fällt die Reparatur von zwei Staudämmen, die wir dank der Spendengelder verwirklichen konnten. Durch die Reparatur dieser Dämme, für die ebenfalls Arbeiter aus den jeweiligen Dörfern angestellt wurden, konnte eine ebenfalls sehr gut nutzbare Wasserreserve erschlossen werden. Aber auch hier natürlich unter der Voraussetzung, dass sich in der Regenzeit genug Wasser in diesen Stauseen sammelt. Auch geben die Handpumpenbrunnen in der näheren Umgebung durch die Anhebung des Grundwasserspiegels wieder Wasser.

Bei einem späteren Besuch konnten wir eine klare Verbesserung im Gegensatz zu vorher feststellen; Waren bisher die Seen bereits Ende Oktober ausgetrocknet, hielten sie jetzt das Wasser bis Ende Dezember. Auch konnte viel mehr Wasser zur Felderbewässerung aus den neuen Seen gepumpt werden als noch im Jahr zuvor.

Damm vermag das Wasser nicht zu halten  Damm in Reparatur Damm mit Zement verdichtet

 

Dorfchef Mesa vor fertigem Stausee Gefüllter Stausee in Amba in der Regenzeit

 

Solarprojekte

Da in Indien nach wie vor alle Mahlzeiten auf dem Holzfeuer zubereitet werden, wird auch in dieser Gegend sehr viel Holz geschlagen. Die Abholzung der Wälder trägt jedoch zusätzlich zur Austrocknung der ohnehin durch Wassermangel geplagten Gegend bei. Unsere Überlegungen gingen also dahin, den Menschen eine Alternative zum herkömmlichen Kochen mit Holz zu bieten.

Wir stiessen daher in Indore auf eine Institution, die sich auf den Bau und Vertrieb von Solarkochern spezialisiert hat. Uns wurden dabei mehrere Modelle von Kochern vorgestellt und wir waren sehr beeindruckt von den Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Als bestes Modell kristallisierte sich klar ein Parabol-Kocher heraus, auf dem alle in diesem Landstrich üblichen Gerichte problemlos zubereitet werden können (inklusive der Fladenbrote, Tschapati genannt).

Nach einem in der Dattigaon-Mission abgehaltenen Trainings- und Vorführungstag, an dem viele Dorfbewohner teilnahmen, konnten wir die Bestellung von über 40 Solarkochern entgegennehmen! Die Kochen kosten ca. 180.- CHF pro Stück, wobei die Besteller 10% der Kosten selber übernehmen. Dies ist ein Betrag, der für sie noch erschwinglich ist und da der Kocher dann einen Preis hat, hat er auch einen Wert. So wird der Solarkocher von den Dorfbewohnern auch wirklich benutzt und nicht als ein gratis überlassenes „Spielzeug“ angesehen. Mittlerweile sind 50 Solarkocher in den Dörfern und in der Mission in Betrieb. Diese wurden von uns anlässlich dieses Aufenthaltes überprüft und mit Nummern versehen, so dass genau über Standort und Nutzung berichtet werden kann.

Instruktion, Montage und Kochanleitungen gehört zu unserem Solarprogramm
  Astrid beim Anschreiben der Solarkocher
Momentane Kochstelle für 400 Kinder Essensausgabe
   
Essen im Freien, ohne Schutz vor Sonne und Regen Geplante Solarküche (Bild einer bestehenden in Jhabua)


Solarküche

Da in der Missionsküche täglich ca. 150kg Holz nur zum Kochen der Mahlzeiten „verheizt“ wurden und die Kosten für das Holz fast gleich hoch waren wie für das Essen, wurde von „together“ der Bau einer Solarküche geplant. Im Jahr 2006 konnte dann Dank der Hilfe durch den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) die neue Küche mit vier grossen Parabolspiegeln gebaut werden. Die Küche kann ausser in der Regenzeit das ganze Jahr über betrieben werden und stellt dabei eine sehr grosse Entlastung für Mensch und Umwelt und nicht zuletzt auch für die Betriebskosten der Mission dar.

Montage der Parabolspiegel  Gudio beim Testen des Brennpunkts
 
Fertig gestellte Solarküche im Jahr 2006  

 

Photovoltaik-Anlage

Als weiteres Kleinprojekt des Liechtensteinischen Entwicklungsdienstes konnte im Dezember 2010 die Installation einer Photovoltaik-Anlage realisiert werden. Dank der wertvollen Mithilfe von Gabriel Gerner, Marcos Garcia Tome und Gallus Keller, die die Planung, Dimensionierung, Bestellung und Installation der Anlage vor Ort übernahmen, konnte dieses Projekt erfolgreich innert kurzer Frist durchgeführt werden. Die Anlage liefert nun Strom für Licht, Ventilatoren, PC's und Haushaltsgeräte im neu erbauten Trainingscenter für Biologische Landwirtschaft in Dattigaon. Ebenfalls konnte das nahe gelegene Wohnheim der Kinder und das Missionsgebäude an die Anlage angeschlossen werden. Dadurch nun endlich über 24 Stunden am Tag über Strom und elektrisches Licht zum Lernen zu verfügen ist ein wirklich ungewohnter "Luxus" für die Kinder von Dattigaon.

Gabriel bei der Vormontage der Gestelle für die Solarpanels Gabriel und Marcos bei der Montage
Batterie zur Stomspeicherung mit Steuerung Steuergerät
   
Christoph, Marcos, Gallus, Gabriel und Brijesh Gallus, Father Edward, Christoph, Gabriel und Marcos
im Steuerungs- und Batterierau